Kein Mensch ist vor Krisen, Rückschlägen, Widerständen im Laufe seines oder ihres Lebens gefeit, die Frage ist vielmehr, wie man diese schwierigen Zeiten gut übersteht. Krisen können durch ein einzelnes Erlebnis ausgelöst werden oder sich langsam entwickeln. Oft kommen auch mehrere Dinge zusammen, addieren sich still und leise, bis Überforderung, Machtlosigkeit und innere Unklarheit zu groß werden und keine gewohnte Strategie mehr richtig funktioniert. In diesem Artikel will ich dir ein paar Orientierungspunkte mitgeben, worauf es ankommt, um gut solche schwierigen Zeiten zu überstehen, ohne dass sie sich chronifizieren, also zum Dauerzustand werden. Ich zeige dir einen Weg, deine natürliche Resilienz zu nützen, wieder gut zu dir zu kommen und dein Leben in Balance zu bringen.
Wie erkenne ich eine Krise?
Krisen sind entscheidende Wendepunkte im Laufe eines Lebens. Sie können durch plötzliche traumatische Ereignisse ausgelöst sein, wie eine schwere Erkrankung, der Verlust eines Menschen, Kündigung, Unfall oder Gewalt. Die meisten Menschen, mit denen ich arbeite, erleben aber schwierige, krisenhafte Zeiten, die Teil einer langsamen Entwicklung sind. Wie ein Wohnungs- oder Umgebungswechsel, berufliche Veränderung, das neue Leben durch die Geburt eines Kindes, Beginn oder Ende einer Beziehung, Ausbildungsabschluss oder chronische Stressbelastung im Alltag, ungelöste Konflikte.
Menschen, die gerade in einer krisenhaften Phase sind, fühlen sich oft ohnmächtig, irgendwie verloren und angespannt zugleich. Sie sind zurückgezogen, können sich schlecht konzentrieren, sind unentschlossen und sprunghaft. Manche agieren in operativer Hektik, um die DInge unter Kontrolle zu behalten, Andere verfallen in Passivität. Natürlich schlägt sich das auch auf den Körper mit Kraftlosigkeit, sie sind dauernd müde und gleichzeitig ungewöhnlich gereizt. Selbst bei kleinen Auslösern.
Das, was eine solche Phase so schwierig macht, ist, dass die bisherigen Strategien, um mit Herausforderungen umzugehen, nicht mehr funktionieren. Diese Situationen verlangen nach etwas Anderem, das aber noch nicht da ist. Und das macht Angst. Dieses Unbekannte gibt auch das Gefühl, die Dinge nicht mehr in der Hand zu haben. Und es nimmt die Perspektive einer Zukunft, denn wo soll das hinführen? Ziele werden infrage gestellt. Genauso, wie Werte oder Überzeugungen, die bisher Halt und Orientierung gegeben haben. Was stimmt denn noch wirklich? Ich weiß gar nicht mehr, was ich will … So etwas nagt auch am Selbstwertgefühl und es schleicht sich der unangenehme Gedanke ein, nicht gut genug zu sein.
Akute Hilfe in schwierigen Zeiten – 10 Tipps
Akut ist die Situation, wenn du gerade eine furchtbare Nachricht erhalten hast, wenn Panik auftaucht oder wenn du in schwarzen Gedanken versinkst. Sie ist immer noch akut, wenn du nicht gut einschlafen kannst, tagträumst und viel grübelst, ohne zu einem Punkt zu kommen. Schätze unbedingt ein, ob du jetzt Hilfe brauchst und zögere nicht, darum zu bitten. Die eigene Schwäche anzuerkennen ist in meinen Augen eine Größe.
Was du als allererstes machen kannst, ist alles, was dir Halt, Schutz und Raum gibt:
1. bewusst lange ausatmen, denn das beruhigt das Nervensystem
2. schüttle deinen Körper oder klopfe ihn ab, denn das bringt dich ins Hier & Jetzt zurück
3. Notfalltropfen (falls du welche da hast)
4. wenn jemand da ist, lass dich in den Arm nehmen und fest halten
Etabliere dann Routinen und eine Struktur, die dir auch weiterhin Stabilität gibt:
5. benütze einen Gegenstand als Anker, der dich erdet, sobald du ihn berührst
6. halte deine Essenszeiten ein
7. erlaube dir mehr oder vor allem bewusstere Pausen
8. gestalte die Übergänge im Laufe des Tages: Was machst du immer als erstes nach dem Aufstehen? Was ist das letzte, das du vor dem Zubettgehen machst?
9. halte ein Büchlein bereit, um deine Gedanken aus dem Kopf zu schreiben (auch nachts)
10. trage einen Duft (z.B. das ätherische Öl "Neroli / Orangenblüte") bei dir, der dir hilft
Manchmal verleiten solche Situationen dazu, aus der Emotion heraus zu essen oder das Essen auszulassen, übermäßigen Sport zu machen oder mehr Alkohol zu trinken – das sind vollkommen verständliche Versuche, irgendetwas an der Situation zu kontrollieren. Behalte diese Copingstrategien unbedingt im Auge. Sie sind wichtige Hinweise, dass etwas nicht stimmt und wollen ernst genommen werden.
Schwierige Zeiten gut überstehen
Ganz besonders wichtig ist jetzt, dass du mit einer Vertrauensperson sprichst, der oder die dir zuhört und Raum gibt. Damit du selber beginnen kannst zu sehen, was da momentan in deinem Leben passiert und vor sich geht. In krisenhaften Zeiten kann ein gutes Netzwerk den richtigen Zug aufbauen, um dich wieder aus dem Treibsand zu ziehen und zurück in die Balance zu bringen.
Daher will ich dir noch weitere 4 Tipps mitgeben, um schwierige Zeiten gut zu überstehen:
11. mache eine kleine Liste an Menschen, die dir helfen können: in deiner Familie, im Freund:innenkreis, auf deinem Arbeitsplatz, ÄrztInnen oder Behörden ... wer fällt dir noch ein?
12. benenne, was dir gerade Probleme macht und hole dir genau dafür Unterstützung
Und an dieser Stelle will ich unbedingt dazu sagen: nein, du bist keine Belastung und musst das alleine schaffen! Und: doch, Andere können dir schon helfen, auch wenn du gerade Schwarz siehst. Nimm das hier als Zeichen, dass es jetzt genau das Richtige für dich ist, dein Netzwerk zu aktivieren und dich mit deinen Schattenseiten zuzumuten. Gemeinsam ist es trotzdem leichter.
Natürlich gibt es auch Dinge, die du zusätzlich wirklich selber machen kannst. Selbst, wenn es nur kleine Sachen sind:
13. überlege, welche drei Dinge du jetzt direkt beitragen kannst, um die Situation zumindest nicht zu verschlimmern
14. vielleicht fällt dir auch etwas ganz Neues ein, das jetzt hilft und das du trotzdem tun kannst
Die Kunst, den Weg weiter zu gehen
Manchen Menschen fällt es leichter, mit Krisen umzugehen, andere wirft es völlig aus der Bahn. Doch die Fähigkeit, diese Herausforderungen und schwierigen Zeiten gut zu überstehen, ist nicht nur angelegt, sondern Resilienz kann auch entwickelt werden. Wir sind Menschen, die lernfähig sind, veränderlich, mitwachsen, sich transformieren können. Wir sind mit dieser unbändigen Kraft ausgestattet, trotzdem im Leben zu bleiben, trotzdem wieder aufzustehen und nochmal und nochmal. Uns notfalls neu zu erschaffen. Trotzdem wieder glücklich zu sein, ist eine Entscheidung – eine hässliche, notwendige Entscheidung in einer schwarzen Zeit, wenn der Weg weiter gehen soll.
Mit dieser Entscheidung wird es möglich, das Leben trotz Allem wieder in die Hand zu nehmen und zum Eigenen zu machen. Vielleicht in einem veränderten Umfeld oder andersartigen Beziehungen, jedenfalls mit neuem Verhalten und Strategien, mit neu entdeckten Werten und Bedeutungen. Aus einem verwandelten Selbstbild heraus. Und mit der unerschütterlichen Gewissheit, dass du immer schon ganz warst – und dir selbst in den schwierigsten Zeit deines Lebens eine Sache sicher bleibt:
“Die letzte der menschlichen Freiheiten besteht in der Wahl der Einstellung zu den Dingen.”
Viktor Frankl • Psychiater, Logotherapeut & KZ-Überlebender
Der nächste Schritt
Um die Kunst zu meistern, schwierige Zeiten gut zu überstehen, habe ich einen Resilienztest entwickelt. Der gibt dir Klarheit darüber, was dich jetzt stärkt. Deine Selbstsicherheit wächst wieder, wenn du Krisen und Rückschläge gut überwindest. Gut bei dir zu sein, Dinge ganz bewusst zu machen, ohne dich unterkriegen zu lassen, bringt dir Flow und Freude ins Leben zurück. Damit du weiterhin kraftvoll leben kannst, was du liebst. Trotzdem.
Mit dem Resilienztest (für € 0,-) kannst du einschätzen, wie widerstandsfähig du aktuell wirklich bist:
- Du erhältst einen Überblick über die 7 Resilienzfaktoren.
- Du siehst, in welchem dieser Bereiche du schon in deiner Kraft bist, um sie bewusster zu nützen
- und wo du noch etwas brauchst, um dich jetzt nachhaltig zu stärken.
Direkt mit dabei sind auch Coaching-Tipps, die du direkt umsetzen kannst, um auf deinem Weg zu bleiben.
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