Du hast eine vage Ahnung, was Resilienz ist, aber ganz klar ist es dir nicht. Und vor allem, was das mit dir und deinem Leben zu tun haben könnte? In diesem sehr persönlichen Artikel beschreibe ich, was Resilienz allgemein und auch für mich bedeutet. Es gibt unterschiedliche Resilienz-Modelle. Hier stelle ich dir das Modell der sieben Säulen vor, das auf die Psychologin Ursula Nuber zurück geht. Es hat den Vorteil, dass es sehr übersichtlich ist und eine gute Orientierung gibt. Denn Theorie ist ja gut und schön, aber wir wollen ja wissen, wie das unser Leben verbessern kann.

Warum Resilienz so wichtig ist

Vor persönlichen Ausnahmezuständen ist niemand gefeit. Jeder Mensch erlebt sie im Laufe seines oder ihres Lebens. Einmal oder viele Male. Über die Kunst, schwierige Zeiten gut zu überstehen, habe ich hier schon geschrieben. Solche Ausnahmezustände kenn ich auch selbst. Eine Life Coachin und psychologische Beraterin kann eine Lebenskrise haben? fragst du dich vielleicht. Und: Selbstverständlich, antworte ich dir. Wir alle sind Menschen auf dieser Erde und das Leben ist größer, oft viel größer, als wir. Das Leben ist unsere Bühne, würde sich Shakespeare an dieser Stelle einmischen, und wir sind die Darstellerinnen in unserer Geschichte (möge sie glücklich verlaufen). Krasse Lebensveränderungen nach der Uni, eine radikale Veränderung des Familiensystems, die neue Rollenfindung beim Mama-werden, die schwere Erkrankung einer sehr nahestenden Person, alltägliche Belastungen als Frau in unserer Gesellschaft zwischen Lieblingsberuf, Lieblingsfamilie und Ich-selbst-sein ... you name it. Über meinen Prozess im Jahr 2021 habe ich in einem Jahresrückblick geschrieben.

Die Frage ist nicht, OB uns Dinge widerfahren und sie etwas mit uns machen. Die Frage ist, WIE wir auf diese Gegebenheiten reagieren und mit ihnen umgehen.

Als ausgebildete Mental- und Burnoutprophylaxe-Trainerin sehe ich meine Aufgabe darin, Menschen und vor allem Frauen darin zu unterstützen, ihren Weg zu gehen und nach ihren Werten zu leben – sodass er sie erfüllt, statt auszubrennen. Und was es dafür braucht, ist eine gute Portion Resilienz.

Was bedeutet Resilienz nun?

Manche sagen dazu "innere Stärke" oder "Kraft". Man könnte sagen, Resilienz bedeutet so etwas wie Widerstandskraft (aber ohne Anstrengung dabei) oder gesunde Anpassungsfähigkeit (aber ohne diesen Beigeschmack des Unterordnens, den ja niemand braucht). Ganz pragmatisch gesehen, würde ich es so beschreiben: Resiliente Menschen können auch in schwierigen Situationen flexibel handeln. Diese Handlungsfreiheit trotz emotionaler und mentaler Herausforderungen ist essentiell. Sie treffen unter hoher Belastung gute Entscheidungen und sehen trotz allem vertrauensvoll in die Zukunft. Resilienz ist aber bei weitem keine fixe Eigenschaft einer einzelnen Person. Ja, es gibt eine Veranlagung bei manchen Menschen. Aber eigentlich ist sie eine ganz dynamische Stärke. Oder auch: ein Zusammenspiel von persönlicher Veranlagung und äußeren Einflüssen.

Resilient zu sein heißt tatsächlich nicht, eine Schutzmauer zu errichten, mit aller Kraft gegen zu halten und zu glauben, du wärst stärker als die ganzen Einflüsse von Außen (obwohl du sicherlich bärinnenstark bist). Resilient zu sein heißt, "schlauer" zu sein. So schlau zu sein, dir die Energie zu sparen – indem du ganz bewusst den viel nährenderen Weg direkt hinein in dein Erleben gehst, um mehr in deiner Mitte wieder heraus zu kommen.

Der best part ist also: Du kannst dein Potential, resilient mit Dingen umzugehen, ganz bewusst weiterentwickeln und stärken. Tatsächlich würde ich noch weiter gehen. Sie ist ein Schlüssel zur Meisterinnenschaft deiner Lebensführung – denn mit ihr wird es viel leichter, dein Leben selbstbewusst in die Hand zu nehmen und dir selbst treu zu bleiben.

Die 7 Säulen der Resilienz

1. Akzeptanz – Das Unveränderliche annehmen.

Etwas zu akzeptieren heißt, diese Sache so anzunehmen, wie sie ist. Es heißt nicht, die Dinge deshalb gut zu heißen, zu vergessen oder aufzugeben.

Egal, ob es vergangen ist oder eine aktuelle Erfahrung – es geht darum, dich mit dem Unabänderlichen abzufinden. Aus der Weisheit heraus, dass das etwas ist, was du tatsächlich nicht (mehr) beeinflussen kannst. Und das OK ist. Es ist eine Grundhaltung.

2. Optimismus – Den schönen Dingen Raum geben.

Nein, optimistisch sein heißt nicht, Schönreden und "positive thinking". Es ist mehr als ein neuer Anstrich, es ist eine Grundhaltung dem Leben gegenüber.

Es ist der Moment, wo du es schaffst (und dir erlaubst), den positiven Dingen im Leben mehr Raum zu geben. Wo du den Fokus so legst, um sie auch zu erkennen und wertzuschätzen. Das verändert deinen Umgang mit negativen Gefühlen/Dingen – und öffnet deinen Blick für das Mögliche.

3. Lösungsorientierung – Fokus auf das Dienliche.

Niemand muss die Lösungen immer selber wissen. Es ist viel wichtiger, dass du sie finden willst und zu wissen, was es dafür braucht. Das ist auch eine Grundhaltung.

Es geht darum, den Fokus auf das zu legen, was der Situation und dir dient, was dich oder die Sache weiterbringt. Deine eigenen Werte und Stärken zu kennen ist die optimale Basis, dich zu orientieren und deine beste Lösung bewusst zu wählen.

4. Selbstwirksamkeit – Dich handlungsfähig fühlen.

Selbstwirksam zu sein ist das Gegenteil des Ohnmachtsgefühls – es heißt, dich selbst als kompetent, gut genug und handlungsfähig zu fühlen. Das setzt natürlich voraus, zu erkennen, was wirklich in deinem Handlungsspielraum liegt (und was nicht).

Hast du Vertrauen in deine eigenen Fähigkeiten und kennst du deine Bedürfnisse, kannst du auch ganz bewusst danach handeln. Du fühlst dich den Dingen gewachsen und lässt dich nicht entmutigen.

5. Eigenverantwortung – Für dein Tun einstehen.

Echte Eigenverantwortung zu übernehmen, gelingt dir dann, wenn du deine eigenen mentalen und körperlichen Grenzen kennst und dafür einstehst. Hier kommt es darauf an, die volle Verantwortung für dein Tun mit all seinen Konsequenzen und möglichen Fehlern zu übernehmen. Wenn du dort ankommst, gibt es keine Vorwürfe und Schuldzuweisungen mehr.

Du wächst aus deiner Opferhaltung heraus und beginnst dich selbst als Schöpfer:in deiner Realität zu verstehen.

6. Netzwerkorientierung – Beziehungen, die nähren.

Hinter diesem sperrigen Wort verbirgt sich nichts anderes als, deine Fähigkeit, stärkende Beziehungen zu anderen aufzubauen und nähren zu können.

Dein Netzwerk besteht aus allen Menschen, bei denen du Unterstützung findest, egal ob beruflich oder privat. Sie sind dein Backup, dein Village – hier geht es auch um die Balance von Geben und Nehmen, sowie um eine gelingende Kommunikation und Verständnis.

7. Zukunftsorientierung – Ausrichtung auf deine Ziele.

Zukunftsorientiert zu sein bedeutet nicht, dein gesamtes Leben zu planen, sondern eine Perspektive zu sehen. Selbst wenn du ein hedonistischer Leb-in-den-Tag-Mensch bist, weißt du, wofür du das machst.

Es ist deine Fähigkeit, kurzfristige Impulse im Griff zu haben, um dafür längerfristige Ziele zu erreichen. Es bedeutet auch, eine klare Vorstellung von deiner eigenen Zukunft zu haben. Hast du das nicht, könnte das ein Hinweis auf eine krisenhafte Situation sein.

Fazit

Die letzten vier Säulen sind Aspekte, die sich auf dein Tun, dein Handeln beziehen. Wie gut und achtsam nimmst du dich selbst wahr? Wie liebevoll und konsequent bist du mit dir selbst, deinen Handlungen, deinen Fehlern? Wie vertrauensvoll lässt du deine Schwächen zu und kannst auch nehmen, statt nur zu geben? Und wie klar siehst du, wo du hinwillst in deinem Beruf, in deiner Beziehung, in deinem Leben? Die ersten drei Säulen hingegen sind weniger aktiv im Außen, sondern vielmehr eine Grundhaltung den Dingen gegenüber. Wie genau kannst du unterscheiden, zwischen dem, was Unveränderlich ist und dem, was sehrwohl in deiner Macht liegt? Kannst du loslassen und dich vollkommen auf das Liebevolle einlassen? Erlaubst du dir dein Glück, das Schöne und Genussvolle wahrzunehmen und auszuleben, auch wenn es anderen schlecht geht? Wie kreativ bist du, um dich für versöhnliche, neue Wege und sinnvolle Lösungen zu öffnen?

Je nach Lebenssituation kann es schließlich stark variieren, welche der Fähigkeiten besser und welche nicht so gut ausgeprägt ist. Doch es kann für den Moment unglaublich wichtig sein, sie zu stärken. Um nicht aufzugeben, den Mut oder die Geduld nicht zu verlieren. Die Ängste oder Überlastung nicht überhand nehmen zu lassen. Deine innere Stärke, deine Resilienz stets bewusst und achtsam zu nähren, hilft dir, dir selbst und deinem Weg treu zu bleiben.⁣

Schluss mit Zerdenken, weil du dir das alles anders vorgestellt hast. Lebe endlich, wie du willst – unbeschwert und glücklich. Finde jetzt heraus, wo dein Potential liegt, um deine Resilienz zu stärken.

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Über die Autorin

Mag.a Anna Kromer ist Female Life Coach & Dipl. Psychologische Beraterin. Ihr Herzblut liegt in den Themen Resilienz, Achtsamkeit und Empowerment. Mit Intuition, Humor und einem scharfen Geist unterstützt sie Frauen dabei, neue Strategien zu entwickeln, um Veränderungen, Stress und Rückschläge selbstbestimmt und gelassen zu meistern. Natürlich resilient – für ein erfülltes Leben mit Sinn.

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